Lehrstunde meisterhaften Musizierens

Rezension "Westfälische Nachrichten"

vom 3. Januar 2022

 

Sonntag, 1. Januar 2022

16.00 Uhr

 

Propsteikirche St. Clemens 

Kardinal-von-Galen-Platz | 48291 Telgte

 

Programm:

Auswahl aus dem Kompositionsprojekt "Orgelmusik in Zeiten von Corona" gespielt von Propsteikantor Michael Schmitt, Orgel

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Bach: Contrapuncti 1 & 4 aus "Die Kunst der Fuge" BWV1080

Haydn: Streichquartett d-Moll op. 76 Nr. 2

gespielt vom Alando-Quartett

 

Michael Schmitt spielte zum Abschluss mit dem „Alando Quartett“ den zweiten Satz aus dem „Orgelkonzert g-Moll op. 4 Nr. 1“ von Georg Friedrich Händel. Foto: Axel Engels
Michael Schmitt spielte zum Abschluss mit dem „Alando Quartett“ den zweiten Satz aus dem „Orgelkonzert g-Moll op. 4 Nr. 1“ von Georg Friedrich Händel. Foto: Axel Engels

Musikalische Andacht mit Propsteikantor Michael Schmitt und dem „Alando Quartett“

Telgte. Statt eines Neujahrskonzertes gab es unter dem Titel „Kunst in Zeiten von Corona“ in der Propsteikirche St. Clemens eine musikalische Andacht. Viele waren dankbar, dass so ein gemeinsames Erleben von Glaube und Musik überhaupt stattfinden konnte.

 

Propst Dr. Michael Langenfeld hatte für die Lesung einen Römerbrief des Apostel Paulus gewählt, der den Umgang mit Bedrohung und Angst behandelt und zur gegenwärtigen Situation besondere Aktualität besitzt. Er bot mit einfühlsamen Worten den vielen Besuchern eine Möglichkeit zur inneren Einkehr, spendete Trost und Zuversicht in dieser bedrückenden Situation.

 

Mit Akribie und Feinsinn hatte Propsteikantor Michael Schmitt aus den 17 Kompositionen des Projektes „Orgelmusik in Zeiten von Corona“ Werke ausgewählt, die einen ganz individuellen Blick auf die gegenwärtige Situation erlauben und gleichzeitig eine künstlerische Reflexion dieser Zeit bieten. Mit den klangfarbenreichen Stimmungsbildern und assoziativen Elementen boten sie einen inspirierenden Zugang zu den jeweils ganz unterschiedlichen Kompositionsstilen.

 

(...)

 

Zwischen den solistischen Orgelwerken konnte man sich von den Saitenkünsten des Alando Quartetts verwöhnen lassen. Schon beim dem „Contrapunctus 1 & 4“ aus der „Kunst der Fuge BWV 1080“ von Johann Sebastian Bach spürte man die unglaubliche Sensibilität, mit der dieses Quartett sich dem Werk des großen Thomaskantors genähert hat.

 

Überaus transparent und mit warm timbrierter Melodieführung konnte es seine ganze Schönheit entfalten. Bis ins kleinste Detail stimmig war der Dialog von Marlies Eckelt an der Viola, Burkhard Schmidt und Constantin Hilgert an den Violinen und Tobias Köhler am Violoncello. Dieses intuitive Zusammenspiel haben sie sich in fast 20 Jahren als „Alando Quartett“ erarbeitet und so bot sich das von ihnen gespielte überaus anspruchsvolle „Streichquartett d-Moll op. 76,2“ von Joseph Haydn auch wie eine Lehrstunde meisterhaften Musizierens.

 

Das auch als „Quintenquartett“ bekannte Werk mit seiner fast symphonischen Anlage in den schnellen Ecksätzen, der bewegenden Gefühlstiefe im langsamen Andante-Satz sowie der Grazie und Eleganz im Menuett des dritten Satzes zählt zu den schönsten Werken dieser Gattung. Selten hört man es so lebendig und niveauvoll gespielt wie bei dieser musikalischen Andacht. Mit einem musikalischen Präsent ganz besonderer Art wurde das Publikum am Ende noch verwöhnt. Da spielte Michael Schmitt mit dem „Alando Quartett“ den zweiten Satz aus dem „Orgelkonzert g-Moll op. 4 Nr.1“ von Georg Friedrich Händel.

 

(Axel Engels, Westfälische Nachrichten vom 3. Januar 2022)