Sonntag, 28. September 2025
16.30 Uhr
St. Johannes-Kirche Greffen
Johannesplatz 6 | 33428 Harsewinkel-Greffen
Das Alando-Quartett bietet mit zwei Konzerten in einem einen strahlenden Hörgenuss.
Harsewinkel (hn). Als derletzte Ton eines bemerkenswerten Streichquartettabends nachhallt, bleibt es eine lange Sekunde still in der Johanneskirche. Als wolle das handverlesene Publikum, dass sich ein wenig in den vielen Bankreihen verliert, diesen eben gehörten Zauber gar nicht vergehen lassen. Bis sich die Anerkennung für das eben Gehörte im großen Beifall für das Alando-Quartett Bahn bricht.
Die Konkurrenz an Veranstaltungen an diesem Sonntag in Greffen ist einfach zu groß. Sonst hätte das Alando-Quartett im Rahmen der Reihe von Kantor Winfried Klasmann sicherlich deutlich mehr als den 30 Klassikfans die Eleganz und Virtuosität zweier außergewöhnlicher Komponisten präsentieren können. Der eine, neben Bach wohl größtes Musikgenie der Geschichte, hat in einer bewegten Epoche der Aufklärung Werke für die Ewigkeit hinterlassen. Der andere, Alexander Borodin, hat als Universalgenie – Chemiker, Mediziner, Universitätsprofessor und nebenberuflicher Komponist, ein großes Oeuvre geschaffen.
Beethoven, der Streichquartette um die Jahrhundertwende für sich entdeckte, nimmt sein Publikum mit dem Streichquartett A-Dur, opus 18, Nummer 5, auf eine Achterbahn der Emotionen. Den Violinisten Burkhard Schmidt und Constantin Hilgert, Altistin Marlies Eckelt sowie Tobias Köhler am Violoncello gelingt es mit wohldosierten, harmonischen Akzenten, diese Klänge in Gefühlswelten zu übersetzen. Wie mit dem wirkungsvollen Auftakt im Allegro und dem mit zartem Violinenstrich eröffneten Menuetto. Aus dem mit seiner Celloführung so erhabenen, wehmütig-zehrenden Beginn des Andante cantable eröffnet sich ein bunter Strauß voller Überraschungen, dem die Musiker Charakter verleihen.
Das Allegro moderato von Alexander Borodins Streichquartett Nummer zwei eröffnet den zweiten Teil. Den freudestrahlenden Einstieg des Scherzo allegro verziert das Quartett mit weichen, harmonischen Klängen, untermalt von den warmen Cellotönen.
Dass Boronin selbst begnadeter Cellist gewesen sein soll, beweist der Anteil, den er seinem Instrument einräumt. Das Melancholische kommt beim Notturno andante durch. Hier kostet das Quartett den letzten Ton erneut wunderbar aus, auch wenn ein nervendes Handy im Publikum in die nachfolgende Stelle hineinpiept.
Die Musiker nehmen es mit Humor und lassen im Finale andante-vivace so lebhaft und verspielt die Lust am Komponieren des Autors erstrahlen. Die überlappenden Tonwallungen, die harmonisch zusammenlaufen, zeugenvon der hohen Qualität. Gerade die Gegensätze, bei denen die dunklen, bedrohlichen Akkorde des Cello und Alt den warmen Tönen der Violinisten gegenüberstehen, sorgen für ein betörendes Klangerlebnis.
Neue Westfälische vom 02.10.2025. Autor: Burkhard Hoeltzenbein. Texte aus der Neuen Westfälischen sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.